Ich durfte am Mittwoch Art Avenue Künstler und Freund WON ABC zur Vernissage, in der bis 13. September in der kleinen Olympiahalle stattfindenden Street Art Ausstellung MAGIC CITY begleiten. Nicht nur Kenner, Liebhaber und Insider der Szene werden dort ihren Spaß haben, sondern jeder, der moderne und interaktive Kunst auf unprätentiösen aber hochklassigen Niveau mag – und wir sagen euch hier warum:
1. Location: Kleine Olympiahalle? Hatte ich noch nie zuvor gehört. Umso überraschter war ich von dieser ausgezeichneten “Bühne”. Man weiß nicht was einen dort unten erwartet und taucht ein, in eine bunte, neue, unglaubliche Welt.
2. Künstler-Line-Up: 66 Künstler – von klassischen Graffiti Artists wie WON ABC und Loomit (beide Locals) über die Marker-Kings der LONDON POLICE über ROA aus Belgien bis hin zu 3-D-Illusionisten wie ODEITH. Eine absolut gelungene Mischung vom Kurator Carlo McCormick.
3. Retrospektive. Erzählt wird die Geschichte der Entstehung des Graffiti im New York der 70er-Jahr mit großformatigen Fotos der “Mutter des Graffiti” Martha Cooper und einer Miniatur-Subwaystation mit digitalen Trains. Es wird aber auch gezeigt, was heute kaum mehr einer für möglich hält. München war Mitte der 80er-Jahre die “Wiege des europäischen Graffiti”. Hier gaben sich die europäischen Größen aus Paris und Amsterdam (dazu später noch mehr) an den Flohmarkthallen an der Dachauer Straße sprichwörtlich die “Dose in die Hand”.
4. Entdeckungen: Überall in der großen Ausstellung kommen neue kleine Gimmicks zum Vorschein. Zum Teil markierte Punkte, die für das optimale Foto für anamorphe dienen aber auch interaktive Kunstwerke, die sich durch Eingriff der Besucher verändern wie z. B. von ROA.
5. Familienfreundlichkeit: neben der Kunst, die für alle Altersklassen etwas bietet, befindet sich ein Bistro mit einem Spielplatz als Kunstwerk, mit dem auch gespielt werden darf und zwei Kinos in der Ausstellung.
6. Nils Shoe Meulman: heute der weltweit bekannteste Calligraffiti Künstler aus Amsterdam – Mitte der 80er-Jahre der schon europäische Spitzenklasse für Graffiti-Style. Sein erster Besuch in München 1987 endete mit zwei Wochen Untersuchungshaft in Stadelheim, weil er und seine Crew (die legendären Crime Time Kings mit BANDO aus Paris und CAT22) beschattet und “verpfiffen” wurde. Er wurde damals von der Stadt München zur “persona non grata” erklärt. So lautet auch der Titel seines Kunstwerks in der Ausstellung. Aber auch schon oben am Bauzaun der Olympia-Schwimmhalle findet man seine Hommage an diesen Zug, bei dem sie erwischt wurden.
7. Ekser: der All-City-King hatte bereits vor der Premiere den oberirdischen Bereich “verschönert” und bringt so noch mehr Authentizität zur Ausstellung.
8. Martha Cooper. Ich war nie Autogrammjäger oder sogar Selfie-Jäger aber die Chance die Mutter des europäischen Graffitis live zu treffen machte mich dazu. Martha Cooper ist einer der beiden Fotografen die Anfang der 80er-Jahre das Buch Subway Art mit New Yorker Graffiti-Zügen heraus brachte. Durch dieses Buch entstand Graffiti in Deutschland, denn jeder Künstler holte sich damals seine Inspirationen daraus. Als sie dann endlich vor mit stand und mir mein Buch signierte, schloss sich für mich der Kreis aus 30 Jahren Graffiti-Liebe.
9. Shopping: ein kleiner Shop bietet alle Bücher zum Thema an und lädt zum Verweilen ein.
10. Kostenlose Kunst: im Calligraffiti-Workshop am Ende der Ausstellung kann man sich ein kleines kostenloses Kunstwerk anfertigen lassen.
https://www.magiccity.de/